Froh und traurig nach Abschied aus Langen

Das starke Trio aus den USA und Kanada wird wohl nicht zurückkehren.

VON JÖRN POLZIN Offenbach Post, mit freundlicher Genehmigung. Den vollständigen Bericht lesen Sie hier: OP

Sie stammen aus Nordamerika, arbeiten hart unter den Körben und haben einen großen Anteil am Aufschwung der Langener Basketball-Teams.

Noch etwas verbindet den US-Amerikaner Christopher Edward und die Kanadierinnen Maddie Torresin und Jamie Hutcheson: gemischte Gefühle nach ihrem Abschied aus Langen.

„Ich war gleichzeitig froh, aber auch sehr traurig, dass ich so schnell abreisen musste“, erzählt Edward, herausragender Center beim Regionalligisten TV Langen. Froh, mit Blick auf die fortschreitende Corona-Pandemie wieder in seiner kalifornischen Heimat zu sein. Traurig, weil er durch die überstürzte Rückkehr nicht mal die Gelegenheit hatte, sich von den Teamkollegen und Bekannten aus dem Langener Umfeld zu verabschieden. Nur einen Tag nach dem Saisonabbruch durch den Verband saß Edward bereits im Flugzeug. Wenige Tage später folgten ihm Torresin und Hutcheson gen Kanada.

Viele ausländische Basketball-Profis in den höchsten deutschen Ligen haben angesichts der ungewissen Lage alles daran gesetzt, schnell und vor allem sicher wieder bei ihren Familien zu sein. „Es fühlte sich schon komisch an“, meint auch Torresin, die mit Hutcheson den Zweitligisten Rhein-Main Baskets deutlich verstärkte. „Ich kam mit den Mädels sehr gut aus, mit dem Trainer, dem gesamten Umfeld. Das hat es schon sehr schwer gemacht, so plötzlich zu gehen. Aber es ist auch wieder schön die Familie in der Nähe zu haben und zu sehen, dass es allen gut geht.“

Natürlich sei die aktuelle Situation sehr stressig und auch unheimlich, räumt die Centerin ein, die gerade eine zweiwöchige Quarantäne abgeschlossen hat. Generell herrscht in Kanada Ausgangssperre. Heißt: Nur für lebenswichtige Besorgungen darf man aus dem Haus. „Wir versuchen trotzdem positiv zu bleiben und uns so gut zu beschäftigen wie möglich“, betont Torresin.

So bleibt auch Zeit für den Blick zurück auf eine Saison, in der die Baskets eine erstaunliche Entwicklung hinlegten. Aus dem Tabellenkeller auf Platz sechs, „das kam schon etwas überraschend“. Doch statt Play-off-Spielen folgte das vorzeitige Saisonende. „Wir sind als Team toll gewachsen und können stolz auf das Ergebnis sein. Trotzdem ist es natürlich schade, denn wir hätten sicher noch einiges erreichen können. Und ganz ohne Basketball über mehrere Wochen ist schon seltsam“, meint Torresin. So muss sie sich anderen Dingen widmen: Soziale Netzwerke, Filme schauen oder Fitnesstraining – mehr ist nicht drin.

Hutcheson, die wie ihre Mitspielerin aus Hamilton/ Ontario stammt, widmet sich neben Lesen und Podcasts der eigenen Trainerkarriere. Schon im Langener Basketball-Teilzeit-Internat arbeitete die Flügelspielerin mit den Talenten, vor allem im Athletikbereich. „Ich würde aber gern noch mehr von Deutschland sehen“, betont die 26-Jährige. Womöglich eine Liga höher. Mit 18 Punkten pro Spiel hat sich das selbst ernannte „Arbeitstier“ bei den Baskets für höhere Aufgaben empfohlen. Angebote gibt es, entschieden ist aber noch nichts. „Jamie muss sich das genau überlegen, es wird schwierig, sie zu halten“, meint Trainer Thorsten Schulz. Rückkehr nach Langen: unwahrscheinlich.

Das gilt auch für den 23 Jahre alten Edward, der als zweitbester Werfer und Rebounder der gesamten Regionalliga die Langener auf den dritten Platz führte, das beste Resultat seit dem Pro-B-Abstieg 2015. Auch er trainierte die Jugendlichen in Langen, half zudem bei der Organisation der Baskets-Spiele aus. „Mit den Talenten zu arbeiten hat richtig Spaß gemacht, sie sind sehr motiviert und lernfähig“, betont der 2,03-Meter-Mann.

Langen selbst sei etwas ruhiger als seine US-Heimat. Auch dort heißt es derzeit „Bleibt zuhause“. Viele Geschäfte haben geschlossen, Versammlungen von mehr als sechs Personen sind untersagt. Das Verbot beinhaltet Wanderwege, Strände und Parks. Keine leichte Situation für den Basketballer, der sich zuhause fit hält und als Ziel gesetzt hat, „so weit oben wie möglich zu spielen“. In der nächsten Zeit will sich Edward trotz eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten verbessern und auf dem Markt empfehlen. Die nächste Station könnte in Deutschland liegen, aber wohl nicht mehr beim TV Langen. „Es war eine schöne Station für zwei Jahre“, betont er.

Und Torresin? Die 23-Jährige lässt sich zumindest ein Hintertürchen offen: „Mein Agent wird für mich den besten Platz finden. Ob dies in einem anderen Land ist oder eine weitere Saison bei den Baskets, wird man sehen.“