Seattle Supersonics als erstes NBA-Team in Langen zu Gast

Bevor die Saison richtig losgehen sollte, gab es ein ganz besonderes Highlight, mit dem der TV Langen weltweit in die Schlagzeilen kam.

Hierüber berichtete die „Offenbach Post“ viel später noch einmal am 28.10.2014 in einem Interview mit Jochen Kühl mit einem großen Aufmacher (http://www.op-online.de/sport/basketball/jochen-kuehl-langen-erinnert-sich-interview-nba-stars-4268789.html) wie folgt:

NBA-Stars im Langener Keller

Offenbach – Heute Nacht startet die nordamerikanische Basketball-Liga (NBA) in ihre 69. Saison. Einst waren die weltbesten Basketballer auch mal in Langen zu Gast. Von Jörn Polzin 

 

Jochen-Kühl© OP Jochen Kühl

Vor 30 Jahren trafen die Supersonics aus Seattle in Langen in einem Testspiel auf den damaligen deutschen Meister ASC Göttingen. Jochen Kühl, damals Mitorganisator, spricht im Interview über zu niedrige Decken und einen Schlaks aus Würzburg, der heute ein Superstar ist.

Herr Kühl, wie war es möglich, 1984 das NBA-Team aus Seattle nach Langen zu locken?

Unser ehemaliger Spieler und Trainer Paul Hallgrimson stammt aus Seattle. Er kannte den General-Manager der Seattle Supersonics, Les Habegger, sehr gut. Habegger hatte damals noch traumatische Erinnerungen an die Landung der US-Armee 1945 in der Normandie, die er als 19-jähriger Soldat erlebte. Paul konnte ihn überzeugen, dass er Deutschland beinahe 40 Jahre später wieder erleben müsse. Und so organisierten wir eine Europa-Tour für den NBA-Champion von 1979. Wir bekamen fünf Spiele in Deutschland und eines in Italien zustande. Und natürlich sollten die Stars auch in Langen spielen.

Welche Erinnerungen haben Sie an den Besuch?

Die Stars der Sonics waren Cheftrainer Lennie Wilkens, der als Spieler eine herausragende Karriere hinter sich hatte, und Center Jack Sikma, der auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn war. Und weil wir beim TV Langen schon immer ein familiärer Verein waren, organisierten wir den Aufenthalt der NBA-Profis in Langen als „Homestays“.

Das heißt?

Wir brachten Spieler und Trainer in Familien unter. So wohnten Superstar Jack Sikma und seine Frau im Keller bei Rainer Greunke und Ulrike Köhm-Greunke. Der zwei Meter zehn große Jack musste sich bücken, um ins Haus zu kommen. Trainer Lennie Wilkens war mit Frau und Tochter bei uns zu Gast. Das Gefühl, Gastgeber eines solchen NBA-Teams zu sein, war in meiner persönlichen Laufbahn als Trainer und Abteilungsleiter einmalig. Besonders die Abschlussfeier werde ich nie vergessen.

Erzählen Sie mal…

Gefeiert haben wir im Burgkeller in Dreieichenhain. Nicht nur Jack Sikma war für den teilweise niedrigen Keller zu groß, auch Neuling Tim McCormick (2,11 Meter), Steve Hayes (2,13 Meter) und der spätere NBA-Star Tom Chambers (2,08 Meter). Durch die familiäre Aufnahme in Langen waren die NBA-Stars ganz normale Sportler und haben sich bei der Feier überschwänglich bedankt.

Was ist vom Spiel bei Ihnen hängen geblieben?

Die Supersonics gewannen damals 119:97. Über das Spiel berichtete die ARD in Ausschnitten. Die Zuschauer saßen und standen dichtgedrängt. 2000 Fans wurden in die Georg-Sehring-Halle gestapelt. Verteilt auf 800 Sitzplätze, zusätzliche Bestuhlung und, als der Andrang kein Ende nahm, in Zehnerreihen stehend. Ich selbst stand dann mit Paul auch in der zehnten Reihe.

Gab es danach weitere Bemühungen, NBA-Teams nach Langen zu holen?

Nein. Dieses einmalige Ereignis hat uns alle viel Kraft gekostet. Ohne den Einsatz von Paul Hallgrimson hätten wir das wohl auch nie gemacht. Er vermittelt noch heute viele junge Menschen von Europa in die USA und lässt seine Kontakte spielen. Vor und nach dem Gastspiel der Supersonics haben viele ehrenamtliche Basketball-Verrückte in Langen wieder ihre ganze Kraft der intensiven Jugendarbeit gewidmet. Und die hat unsere Jungen und Mädchen immer wieder in die Bundesliga geführt.

Können Sie „Bundesliga-Produkte“ aus der Jugendarbeit nennen, die Sie besonders beeindruckt haben?

Seit 1978, als mein Team mit lauter Eigengewächsen aufgestiegen war, spielt der TV Langen in der Bundesliga. Sechs Jahre davon in der ersten Liga, unter anderem mit Jogi Barth und Rainer Greunke. Aus unserem Nachwuchsprogramm schaffen es auch immer wieder Talente in andere Bundesliga-Teams und die Nationalmannschaft. Wie Johannes Herber oder Robin Benzing. Unsere Vision ist es „Langen als Talentschmiede für Olympiateilnehmer” aufzubauen. Robin traue ich noch immer den Sprung in die NBA zu. Er bringt ein Riesenpotenzial mit und ist bei Svetislav Pesic und Bayern München in sehr guten Händen, um sich immer noch weiterzuentwickeln.

In der Saison 1997/98 spielte ein gewisser Dirk Nowitzki mit Würzburg in Langen. Hätten Sie ihm damals den Sprung zum Superstar zugetraut?

Als Dirk zweimal gegen den TV Langen in der 2. Bundesliga spielte, sah jeder das außergewöhnliche Talent in dem 19-jährigen Schlaks. Das konnte nur in die NBA führen. Zum Glück hatte er seinen Mentor Holger Geschwindner, der mit ihm in allen Bereichen die richtigen nächsten Schritte erarbeitete.

Abschließend: Wer wird NBA-Meister und wo landen Nowitzki und die Mavericks?

Darüber habe ich mich kürzlich erst mit meiner Tochter Kaja unterhalten, die früher selbst für den TVL in der Bundesliga gespielt hat und jetzt in Brooklyn lebt. Unsere Favoriten sind die Oklahoma City Thunder, die Cleveland Cavaliers mit Rückkehrer LeBron James und Titelverteidiger San Antonio Spurs mit dem unveränderten und vor allem sehr interessanten internationalen Team. Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben da wohl eher nur geringe Chancen.

 

Die 1. Herren weiter in der 2. Bundesliga 

Frühzeitig war klar, dass Jogi Barth aufgrund seiner Hüftprobleme nicht mehr würde spielen können, aber dafür stand er als Trainer zur Verfügung. Team-Manager war Rainer TobienPhysiotherapeut Andrei Leszay. Mit ihnen gingen in die 7. Bundesliga-Saison Werner Barth, Rainer Greunke, Peter Hering, Bertram Koch, Arnd Lewe, Volker Liedtke, Volker Misok, Jürgen und Klaus Neumann, Jens Oltrogge, Norbert Schiebelhut, Franz Schindler und als neuer Amerikaner Gary Miller-ZinkgrafDas Ziel lautete: Erreichen der Aufstiegsrunde zur 1. Liga !

Die Saison verlief grandios und endete mit dem 1. Platz und Rückkehr in die 1. Bundesliga. 22 Siege gab es in 27 Spielen. 800 Zuschauer feierten am 20. März 1985 den entscheidenden Sieg gegen USC Heidelberg, tauften Coach „Jogi“ mit Sekt und feierten wie beim ersten Aufstieg.

 

19.Saison-84-85-immer-volle-Halle.JPG-500Immer volle Georg-Sehring-Halle – Zuschauer waren begeistert vom Auftritt der Giraffen – und der Seattle Supersonics

 

Ein besonderes Freundschaftsspiel der Giraffen gab es in der ausverkauften Georg-Sehring-Halle gegen den türkischen Meister Efes Pilsen Istanbul, und das Ergebnis von 79:81 war sehr respektabel.

19.Saison-84-85-Giraffen-Team-1250Das Giraffen-Team 84/85 mit Coach Jogi Barth (oben rechts im Trikot) zeigt 12 Spieler, davon 9 aus Langen, zwei aus der Region und den Glücksfall Gary (Nr. 13)

 

Weitere Herren- und Damen-Teams 

Rainer Tobien führte als Trainer die 2. Herren in der Oberliga auf Platz 3.

Die 3. Herren landeten in der Bezirksliga auf dem 7. Platz, die 4. Herren in der Kreisliga B auf dem 6. Platz und die 5. Herren in der Kreisliga C auf Platz 7.

Die Regionalliga-Damen belegten mit Trainer Thomas Arnold den 7. Platz.

Die 2. Damen wurden mit Trainerin Silke Dietrich erneut Bezirksmeister, verzichteten aber erneut auf den möglichen Aufstieg.

 

….und die Jugend

Die A-Jungen (Jahrgänge 66/67) wurden zwar Bezirksmeister mit Trainer Uli Sledz, verzichteten aber aufgrund der bereits erfolgten Integration der Jungen in die Herren-Teams auf die weitere Meisterschaftsteilnahme. Sie unternahmen stattdessen im Sommer 1985 unter Leitung der Coachs Uli Sledz und Thomas „Arni“ Arnold die 2. USA-Reise einer TVL-Jungen-Mannschaft.

Auch „Arni´s“ B-Jungen waren Bezirksmeister und bei der HM 3. geworden.

Christoph Luft trainierte die C-JungenUlrike Köhm und Gary Miller-Zinkgraf wurden mit den D-Jungen Bezirks- und Hessen-Vizemeister.

Die B-Mädchen der Jahrgänge 68/69 spielten unter Leitung von Silke Dietrich und Jochen Geiger sowohl in der A-Jugend-Bezirksrunde und wurden bei den B-Mädchen Hessen- und Regional-Meister.

Juliane Sehring und Norbert Schiebelhut waren als Trainer der C-Mädchen (79/71) erfolgreich. Sie gewannen den Hessentitel, wurden bei Regional- und bei Süddeutscher Meisterschaft jeweils 2. und dann 4. bei der „Deutschen“.

 

TVL international:

Norbert Schiebelhut (Jahrgang 67) nahm als jüngster Spieler für Deutschland an der Junioren-Europameisterschaft der Jahrgänge 65/66 in Schweden teil. Der 5. Platz war ein großer Erfolg für Deutschland und für Norbert.

 

TVL international:

Vierstädte-Turniere begannen für die D- und C-Jungen und –Mädchen des TV Langen. Gemeinsam mit Kopenhagen, Lund und Göttingen kämpften sie ab Sommer 1984, und waren dabei abwechselnd in einer der vier Städte zu Gast.

Als Austauschschüler in USA waren gleich vier Jungen der erfolgreichen Langener B-Jugend: Götz Graichen, Michael Juckel, Erik Little und Markus Schömmel.

 

Was gab es sonst noch gab ?

Die Langener Jugendtrainer Peter Hering und Jochen Kühl entwickelten mit technischer Unterstützung durch Technikwart Karl-Heinz Neumann den „Einhängekorb“ für alle Höhen. Sie wollten damit erreichen, dass auch kleine Kinder auf einen ihrer Größe entsprechenden Korb werfen, damit technisch sauber werfen lernen und erste Erfolgserlebnisse beim Treffen in den Korb haben konnten. “Es sollte eigentlich nur ein Korb für den TVL-Bedarf sein, aber die Sportartikel-Industrie hat die Idee schnell übernommen,“ erinnert sich Jochen Kühl.

 

19.Saison-84-85-Daniel-Hallgrimson-beim-Dunking-als-12-Jähriger-fullDaniel Hallgrimson beim Dunking auf den in niedriger Höhe aufgehängten Korb, und das mit 12 Jahren

Jochen Kühl organisierte einen ersten Besuch einer Langener Delegation ins „Fecht-Teilzeit-Internat Tauberbischofsheim“, das der damalige Fecht-Bundestrainer Emil Beck den Basketballern vorstellte. Mit dabei waren u.a. „Yogi“ Fornoff, Rolf Hinze, Arnd LeweDas war der Grundstein für die folgende Gründung des „Basketball-Teilzeit-Internates“ (BTI Langen).

 

Die Abteilungsleiter bisher:

Willibald Kinnebrock (1966-68)

Dieter Hoffmann (1968-70)

Harald Ziegler (1970/71)

Bernd Sladek (1971/72)

Zdenka Moguljak (1972/73)

Jochen Kühl (1973-75)

Kurt Spitzbarth (1975-77)

Jochen Kühl (1977-