Mehr als 300 Basketball-Spiele hat sie für ihren Heimatverein TV Langen und die Rhein-Main Baskets bestritten. Nach 13 Jahren zieht es Alica Hesse nun aus privaten Gründen nach München. Zurück bleiben viele Höhepunkte, verletzungsbedingte Rückschläge und eine besondere Beziehung zum Standort Langen.

Wir danken der Offenbach Post und Jörn Polin für die freundliche Genehmigung diesesn Artikel vom 24.03.23 zu veröffentlichen.

Langen – Die zaghaften Abwehrversuche halfen nichts, die Tränen mussten kullern. Bei ihr und ihren Teamkolleginnen. Wenn Alica Hesse, einst Köhler, an ihren offiziellen Abschied von den Rhein-Main Baskets am vergangenen Samstag zurückdenkt, wirkt sie immer noch sehr bewegt. Nach 13 Jahren und mehr als 300 Basketball-Spielen für einen Verein. Im Interview spricht die 30-jährige gebürtige Offenbacherin über Beweggründe, Höhepunkte, Rückschläge und warum der Standort Langen für sie eine besondere Adresse bleibt.

Frau Hesse, die Verabschiedung im Heimspiel gegen Mainz ist ein paar Tage her. Was für Gefühle und Gedanken sind bei Ihnen hängen geblieben?

Ich fand es wahnsinnig toll und überraschend. Damit habe ich nicht gerechnet, was die Mannschaft, der Verein und unser Fanklub da auf die Beine gestellt haben. Den hat ja der kleine Bruder von meinem Mann initiiert. Pia Dietrich hat eine tolle Rede gehalten, es wurde ein Lied für mich gesungen, selbst Konfettikanonen kamen zum Einsatz. Ich hätte es mir schöner kaum vorstellen können.

Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen?

Schon sehr schwer. Daher war es für mich auch wichtig, so einen schönen Abschied zu haben, um mit der Sache abschließen zu können. Das Thema hat mich tagtäglich beschäftigt, weil ich zuletzt bei den Rhein-Main Baskets nicht wie in den 13 Jahren zuvor richtig dabei sein konnte.

Sie sprechen Ihre Verletzung an, die Sie seit einem halben Jahr außer Gefecht setzt. War das der ausschlaggebende Grund?

Auch. Da kommen zwei Dinge zusammen, ohne die ich die Entscheidung so nicht getroffen hätte. Mein Mann ist nach unserer Hochzeit beruflich nach München gezogen und wir wollen wieder mehr zusammen sein. Im Oktober habe ich zudem mein bereits geflicktes Kreuzband wieder angerissen. Damit war die Saison für mich gelaufen. Die Ärzte haben mir klargemacht, dass es für Leistungs- und Kontaktsport nicht mehr reicht. So stand für mich fest, dass ich nach München ziehen werde. Sonst hätte ich mich wohl nicht von den Baskets trennen können. Den Gedanken an ein Leben ohne Basketball wollte ich nicht in meinen Kopf lassen und war traurig, dass es nicht mehr funktioniert. Aber ich musste es kapieren.

Da schwingt viel Wehmut mit. Was war für Sie das Schwierigste in der Zeit?

Nicht mehr mitspielen zu können, obwohl ich ja wusste, dass der Umzug nach München näher rückt. Ich hätte so gerne die Saison zu Ende gespielt.

Mit Svenja Greunke zählen Sie zu den mit Abstand erfahrensten Spielerinnen im Team. Wie sind Sie mit der Rolle umgegangen?

Ja, wir sind quasi die Muttis im Team (lacht). Ich sehe mich als wichtige Spielerin, die sich einbringt und gerne weiterhilft, gerade in so einem unglaublich jungen Team, wie wir es haben.

Was waren die Höhepunkte in der Zeit mit den Baskets und dem TV Langen?

Definitiv das Play-off-Spiel vergangene Saison in Berlin, in der Mercedes-Benz-Arena. Das war der Wahnsinn für uns alle und ich bin so glücklich, dass ich das miterleben durfte. Genau wie die Spiele gegen Braunschweig. Außerdem nach meinem ersten Kreuzbandriss 2020 wieder so zurückgekommen zu sein. Ich habe danach so befreit aufgespielt. Und mein erstes und einziges Spiel mit den Baskets in der 1. Bundesliga.

Was macht den Standort Langen für Sie aus?

Die Rhein-Main Baskets bzw. der TV Langen sind ein ganz besonderer Verein. Ich wohne hier in der Nähe, meine Familie kommt von hier. Der große Vorteil war, dass ich den Sport mit meinem beruflichen Weg verbinden konnte. Alle hatten Verständnis dafür, wenn ich mal zu spät ins Training gekommen bin oder lernen musste. Als Zahnärztin, die in Langen arbeitet, war alles für mich super vereinbar. Das wäre so wohl bei keinem anderen Verein in der 2. Bundesliga möglich gewesen. Dazu kommt, dass der Klub sehr familiär aufgestellt ist und von ehrenamtlichen Kräften lebt. Jeder nimmt dich herzlich auf, bei meiner Verabschiedung kam dann alles zurück, was ich für den Verein gegeben habe. Das hat mich wahnsinnig gefreut.

Sieht man Sie denn wieder auf dem Basketball-Feld?

Zunächst steht der Umzug nach München an. Ich hoffe aber, dass es nicht der endgültige Abschied vom Basketball ist. In welcher Liga oder in welcher Mannschaft auch immer. Denn eines kann ich sagen: Ich vermisse jeden Tag die Bewegungen, die ich auf dem Feld gemacht habe.

Das Gespräch führte Jörn Polzin

Originalveröffentlichung Offenbach-Post