Vor 25 Jahren: Die Basketballer des TV Langen streben mit dem Frauen- und dem Männerteam den Aufstieg an. Trotz eines „Glückfalls“ wird das große Ziel klar verfehlt.

Mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post und Autor Jörn Polzin veröffentlich wir heute ein Blick in die ruhmreiche Vergangenheit des TVL. Originalbeitrag der OP vom 22.04.2021

Langen – Den Doppelaufstieg hatten sich die Basketballer des TV Langen vorgenommen. Im April sollte gefeiert werden, der Sprung in die Erstklassigkeit bei den Männern sowie die Rückkehr in die Zweitklassigkeit bei den Frauen. Doch daraus wurde nichts – trotz finanzieller Unterstützung. Mit der Axa Direkt Versicherungs-AG war zu Saisonbeginn ein neuer Hauptsponsor eingestiegen.

Der Konzern mit Hauptsitz in Paris hatte in Dreieich eine deutsche Versicherungs-AG gegründet, deren Vorstandsvorsitzender der Langener Hermann Strathus geworden war“, erinnert sich der langjährige TVL-Abteilungsleiter Jochen Kühl an den „Glücksfall“ für den Klub. Der neue Sponsor steuerte zum Einstieg 150 000 DM bei, nannte die Summe selbst „ausbaufähig“. „Das war gewiss ein stolzer Betrag. Damit wollten wir den Weg in die 1. Bundesliga erneut gehen“, betont Kühl. Den Verantwortlichen um Manager Jürgen Barth bot sich eine große Chance, aber auch eine große Verantwortung. Zumal sie einen Umbruch zu moderieren hatten. Leistungsträger wie Robert Wintermantel und Daniel Hallgrimson (beide 1. Liga) hatten den Klub verlassen. Dafür kam Routinier Norbert Schiebelhut zurück und ambitionierte Akteure wie U22-Nationalspieler Björn Bernhard oder der Hanauer Jons Bauer hinzu.

Cheftrainer Bill Snyder erwischte mit seiner Mannschaft einen holprigen Start mit zwei Schlappen gegen Würzburg mit Dirk Nowitzki. Der Klub schlitterte nach und nach in eine Krise, entschied sich für einen Trainerwechsel. Auf Snyder folgte der Grieche Takis Genikomsidis, der es auch mit Unterstützung des neuen US-Boys Randy Davis nicht mehr schaffte das Ruder herumzureißen. „Das Auf und Ab ging immer weiter“, betont Kühl. Die Langener belegten den achten Rang, legten auch in der Abstiegsrunde teils lustlose Auftritte hin, was aber nicht weiter ins Gewicht fiel, weil die Punkte aus der Hauptrunde mitgenommen wurden. Das 95:104 gegen Karlsruhe war das „Abschiedsgeschenk“ für Genikomsidis, der den Klub wie einige Spieler wieder verließ. „Auf Anhieb war das mit dem Aufstieg so nicht zu schaffen, da Basketball sich immer mehr kommerzialisierte“, erzählt Kühl. Und nach drei Jahren war nach einer Umorganisation von Axa Direkt die Partnerschaft auch schon wieder beendet.

Zum Feiern war auch dem Frauenteam nicht zumute. Die hatten zwar das zweite Halbfinale um den Aufstieg in die 2. Liga mit 85:84 nach Verlängerung gewonnen, waren aber in der Gesamtabrechnung (Hinspiel 68:75) an Heidelberg gescheitert. Besonders bitter: Der Dreier zum 77:70, der Heidelberg in die Extraspielzeit rettete, fiel mit der Schlusssirene. Entscheidend dabei die Foulbelastung: Neben Cynthia Murphy mussten auch die Heger-Zwillinge Nina und Silke vorzeitig vom Feld. „Im Basketball passiert fast jede Sekunde etwas und das Spiel kann jederzeit eine ganz andere Richtung annehmen. Diese Dynamik und der Teamgedanke machen den Sport für mich aus“, blickt Silke Heger auf eine lange Karriere zurück. Alleine für den TV Langen absolvierte sie 686 Spiele. In der 2. Liga, Mitte der 90er in der Regionalliga und bis vor zwei Jahren sogar noch in der Landesliga.

Von Jörn Polzin

Den Originaltext finden Sie hier:

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