Mit freundlicher Genehmigung der Offenbach-Post und Autor Jörn Polzin:

Bei Zweitligist Rhein-Main Baskets ist die Vorfreude auf das Play-off-Erlebnis gegen Göttingen groß. Hin- und Rückspiel finden innerhalb von drei Tagen statt. Eine Leistungsträgerin wird dabei fehlen.

Langen – Wenn die Play-offs in der 2. Basketball-Bundesliga der Frauen beginnen, der Süden sich mit dem Norden misst, schwingt stets eine besondere Motivation mit. Das weiß auch Svenja Greunke. „Es heißt ja immer, dass der Norden etwas stärker sei. Das wollen wir natürlich widerlegen“, betont die Centerin der Rhein-Main Baskets vor dem Achtelfinal-Duell am Osterwochenende mit den Medical Instinct Veilchen Göttingen.

Was in der vergangenen Runde mit dem Sieg über Braunschweig und dem Einzug ins Final Four nach Berlin glückte, soll sich wiederholen, wobei Greunke das Abschneiden diesmal höher bewertet: „Vor der Saison und nach den schwierigen ersten Wochen hätte uns das kaum einer zugetraut. Das ist die größere Überraschung als im Vorjahr. Und als Tabellenzweiter will man natürlich auch die erste Play-off-Runde überstehen“, sagt die frühere Nationalspielerin. „Wir sind jedenfalls heiß auf diese Spiele. Es ist für alle ein Erlebnis.“

Ein Erlebnis unter besonderen und erschwerten Bedingungen. Da wäre die enge Taktung: Das Hinspiel ist für Karsamstag um 16.30 Uhr in Langen angesetzt, nur zwei Tage später steht am Ostermontag (16 Uhr) das Rückspiel in Göttingen an. Bleibt also wenig Zeit zur Regeneration. „Das wird sicher ungewohnt und anstrengend, aber wir haben alle Lust drauf und wollen das umsetzen, was wir in der Saison über weite Strecken gezeigt haben“, so Greunke. „Idealerweise gehen wir dann mit einem kleinen Puffer ins Rückspiel.“ Wie der Modus vorsieht, zählt am Ende der Runde das Gesamtergebnis (siehe Kasten)

Erschwert wird die Aufgabe durch den sehr wahrscheinlichen Ausfall einer Leistungsträgerin: Jule Seegräber knickte im Training um, zog sich einen Außenbandriss zu. Eine MRT-Untersuchung ergab immerhin, dass nur ein Band in Mitleidenschaft gezogen worden ist. „Jule wird es vielleicht probieren, aber ich bin da skeptisch“, sagt Trainer Saymon Engler. Klar ist: Der Fehler Seegräbers, mit knapp 14 Punkten pro Partie zweitbeste Werferin nach Greunke, würde die Rotation kleiner machen und die Sorgenfalten bei Engler vergrößern. „Wir müssten die 30 bis 35 Einsatzminuten von Jule auffangen und die Punkte, die sie regelmäßig abliefert. Da werden dann die Rollen etwas anders verteilt. Andere Spielerinnen sind gefragt, Verantwortung zu übernehmen, Situation zu kreieren und abzuschließen“, sagt der Baskets-Coach.

Mailien Rolf und Louisa Groth sollen sich vermehrt um den Spielaufbau kümmern, werden aber auch in der Verteidigung verstärkt gefordert sein – und an ihre Grenzen gehen müssen. In Jenny Crowder stellt Göttingen eine trotz ihrer Körperlänge von nur 1,64 Metern überragende Spielmacherin, die knapp 15 Punkte im Schnitt erzielt und ihre Mitspielerin stark in Szene setzt. Sie bringt wie Greunke bereits Erstligaerfahrung mit und verbuchte einige Einsätze im Nationalteam. Beide liefen einst für den BC Marburg auf. „Jenny ist ganz klar der Kopf des Teams“, sagt Greunke. „Sie müssen wir kontrollieren und verhindern, dass Göttingen zu seinem schnellen Spiel findet, dann haben wir sicher eine gute Chance.“

Dabei helfen kann aller Voraussicht auch Monika Wotzlaw. Nach dem Eingriff in Folge einer Nasenfraktur trainiert die Flügelspielerin wieder mit und wird mit Gesichtsschutz auflaufen. „Sie hat kaum Schmerzen beim Laufen und Springen, das sollte mit Maske klappen“, meint Engler, der damit auf neun Spielerinnen zurückgreifen kann. Zusätzliche Unterstützung aus der U18 wird es nicht geben, weil die Bundesliga-Talente bei einem Osterturnier in Wien weilen. Doch dank der Improvisationskunst ihres Trainers meisterten die Baskets auch mit Rumpfkader manches Spiel in der Hauptrunde und stärkten so den Zusammenhalt. Der wird auch in den Play-offs gefragt sein. Um die Motivation macht sich Greunke keine Sorgen. „Keiner weiß ja genau, wie sich die Mannschaft nächste Saison zusammensetzt. Wir wollen alles gemeinsam genießen.“

Von Jörn Polzin

Originalveröffentlichung vom 05.04.2023

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