Für Tradition, Kontinuität und Talentförderung trotz limitierter Mittel steht der Basketball-Standort in Langen. Die Rhein-Main Baskets können ihre Ausrichtung noch um einen Punkt ergänzen: verrückte Trainer. Positiv verrückt, versteht sich. Auf den „total verrückten“ Thorsten Schulz folgt beim Zweitligisten nun der „völlig verrückte“ Saymon Engler.

Mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post und Jörn Polzin veröffentlichen wir den Bericht vom 17.06.21

Langen- So zumindest skizziert Baskets-Präsidentin Silke Dietrich das Duo. Für beide Übungsleiter bedeutet Basketball nicht nur Arbeit, die den Lebensunterhalt sichert. Sie gehen ihrer Leidenschaft mit Herzblut nach, mit dem Drang, die nächste Stufe zu erklimmen.

Dass sich beide aus dem Langener Basketball-Teilzeit-Internat (BTI) kennen und schätzen, passt ins Bild. Zumal Schulz, der zum Erstligisten Heidelberg wechselt, in die Nachfolger-Suche eingebunden war. „Thorstens Abschied kam für uns nicht unerwartet. Er hat sich hier über drei Jahre toll weiterentwickelt und ist sehr ambitioniert. Die 1. Liga können wir ihm hier nicht versprechen.

Einen ähnlichen Weg könnte Engler einschlagen. Für den 27-Jährigen ist es der Einstieg in den Seniorenbereich auf diesem Niveau. Davon abschrecken lassen will er sich nicht, zumal er gegenüber anderen Neulingen einen großen Vorteil besitzt: Als Kadertrainer und Assistenzcoach von Rolf Weidemann in der U18-Bundesliga kennt Engler bereits viele Spielerinnen aus dem Frauen-Kader. „Es ist ein junges Team und ich bin ein junger Trainer. Wir wollen uns zusammen weiterentwickeln. Gerade das reizt mich an der Aufgabe“, betont der in Babenhausen lebende Engler.

Besonders viel Potenzial sieht er bei den Jahrgängen 2003 bis 2005. „Diese Eigengewächse will ich nach und nach integrieren. Es sind viele bekannte Gesichter dabei und ich denke, auch die Mannschaft freut sich, dass da ein bekanntes Gesicht an der Seitenlinie übernimmt.“ Neben zielstrebiger Arbeit soll auch der Faktor Spaß nicht zu kurz kommen. Dass Engler in der Lage ist, eine gesunde Mischung zu finden, unterstreicht seine Auszeichnung zum Hessischen Jugendtrainer des Jahres 2019.

Baskets-Präsidentin Silke Dietrich traut dem B-Lizenzinhaber viel zu, lobt die Arbeitsweise des Trainers: „Klar muss er noch viel lernen. Aber Saymon ist sehr kommunikativ, talentiert und erkennt schnell die Zusammenhänge.“ Zudem bringe er eine große Reife mit und sei gut durchorganisiert. Bei der Vielzahl an Aufgaben – Engler bleibt auch dem HBV, BTI und der U18 erhalten – keine schlechte Voraussetzung.

Bei seiner Zweitliga-Premiere wird der 27-Jährige auf einen fast unveränderten Kader zurückgreifen können. Nur die Amerikanerin Hannah Whitish wird nicht zurückkehren. Ex-Nationalspielerin Svenja Greunke muss entscheiden, ob sie bleibt oder sich nochmal das höchste Niveau zutraut. „Mit ihr sind wir sehr gut besetzt, ohne sie sehr ordentlich“, meint Dietrich. Zumal sich ihre Tochter und Kapitänin Pia Dietrich entschieden hat, nach coronabedingter Auszeit weiterzumachen.

Ob sich die Baskets wieder im Ausland verstärken, ist offen. Die Präsidentin kann sich auch ein deutsches Team vorstellen. „Das wäre mit Blick auf unser Projekt Nachwuchs ein charmanter Gedanke. Genug Qualität ist da, zumal es trotz Corona keinen Bruch in der Entwicklung gab.“ Fest steht: „Wir werden einen großen Kader haben.

Das wird angesichts der Aufstockung der Süd-Staffel auf 13 Teams auch nötig sein. Hintergrund: Durch die Aussetzung der Abstiegsregel in der Pandemie-Saison bleibt das Feld zusammen und wird mit Aufsteiger Stuttgart ergänzt. Über die genaue Zahl der Absteiger in der neuen Spielzeit ist noch nicht entschieden. „Das wird richtig spannend. Wir tun gut daran, zumindest den achten Platz anzupeilen“, betont Dietrich.

Bei der Neubesetzung des BTI-Leiters will sich die Baskets-Präsidentin nicht drängen lassen. Der Vertrag von Schulz geht noch bis Ende Juli. „Und wenn er dann nach Heidelberg geht, sollen sie ihn ja gut behandeln“, betont Dietrich schmunzelnd.

Von Jörn Polzin