Wenn Saymon Engler über Mailien Rolf spricht, kommt er aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. „Sie ist mit Abstand die fokussierteste und disziplinierteste Spielerin, die ich in meinen zehn Jahren als Trainer betreut habe“, betont der Coach des Basketball-Zweitligisten Rhein Main Baskets. Dort ist die 17-Jährige schnell zur Stammkraft gereift und steht nun vor dem Höhepunkt ihrer jungen Karriere.

Wir danken der Offenbach Post und Jörn Polzin für die Genehmigung. Originalpost der Veröffentlichung am 07.07.2022

Langen – Als Kapitänin führt Rolf die deutsche U17-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Ungarn an. Im Interview spricht die Langener Aufbauspielerin über das Turnier, die Baskets und warum sie es gern mit größeren Spielerinnen aufnimmt.

Mailien Rolf, kann die WM für Sie losgehen?

Ich bin zwar noch etwas erkältet und habe beide Testspiele gegen Kanada ausgesetzt (50:70 und 48:62). Aber die Corona-Tests sind negativ und bis zu unserem WM-Start am Samstag bin ich fit. Das lasse ich mir nicht nehmen.

Mit welchen Gefühlen und Zielen starten Sie in das Turnier?

Da ist eine riesengroße Vorfreude. Für uns alle ist so eine Weltmeisterschaft absolutes Neuland. Und gegen die USA spielt man nicht so oft in seiner Karriere. Wenn wir es am Ende unter die Top 8 schaffen, wäre das super.

Sie treffen in der Gruppe D auf Neuseeland, Mali und eben die USA. Was kommt auf Ihre Mannschaft zu?

Gerade die USA sind natürlich stark einzuschätzen. Sie sind nicht umsonst auf Position eins gelistet. Wir haben uns ein paar Testspiele von ihnen angeschaut. Athletik und Tempo stechen da schon heraus. Aber auch wir müssen uns nicht verstecken. Mit dem Sieg gegen die starken Spanierinnen haben wir in der Vorbereitung viel Selbstvertrauen getankt.

Wie sehen die Tage bis zum Auftakt am Samstag gegen Neuseeland aus?

Wir werden uns schon mal mit der Halle, den Körben und Brettern vertraut machen. Natürlich auch mit der Umgebung. Am Spieltag wird es noch ein leichtes Training geben und dann geht’s los.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Nach der packenden Qualifikation überhaupt dabei zu sein und Deutschland zu vertreten, ist eine große Ehre für mich. Seit Mitte der Vorbereitung bin ich sogar Kapitänin. Da werde ich bestmöglich vorangehen und alles geben. Und meine Eltern werden unter den Zuschauern sein.

Ihr Trainer Saymon Engler beschreibt Sie nicht nur als disziplinierte, sondern auch sehr ehrgeizige Spielerin. Woher kommt das?

Das liegt sicher daran, dass ich schon von klein auf mit meinem älteren Bruder gespielt habe und natürlich immer mithalten wollte. Das härtet ab. Er spielt heute in Rostock in der Regionalliga.

Schieben Sie daher gerne auch mal die größeren Gegnerinnen durch die Zone und können mit ihren 1,77 Meter im Sprung sogar den Ring berühren?

Da hat sich das Athletiktraining ausgezahlt. Ich springe einfach gerne (lacht). Und es stimmt schon, dass es mir Spaß macht, die Gegnerinnen mit meiner physischen Spielweise zu ärgern und ihnen den Ball zu klauen. Jede soll wissen: An mir kommt keine so leicht vorbei.

Wurde Ihnen das Basketball-Gen in die Wiege gelegt?

Eigentlich nicht. Meine Eltern waren eher auf Schwimmen und Turnen aus. Ich kam über Freunde zum Basketball, war begeistert und bin dort hängengeblieben.

Welche Rolle spielt dabei Trainer Saymon Engler?

Ich kenne ihn sehr lange, noch aus dem E-Kader. Wir sind dann 2019 mit der SG Darmstadt/Roßdorf deutscher U14-Meister geworden. Seitdem haben sich unsere Wege nicht mehr getrennt.

In der vergangenen Saison sind die Baskets mit Ihnen als Stammkraft bis ins Halbfinale vorgestoßen. Was nehmen Sie mit?

Ich bin sehr dankbar, dass meine erste Zweitliga-Saison so gut gelaufen ist. Ich habe schnell meine Rolle gefunden, wobei es mir alle auch leicht gemacht haben. Wir sind wie eine Familie. Von Svenja Greunke kann ich zum Beispiel lernen, wie man das Spiel richtig liest und die richtigen Entscheidungen trifft. Der Einzug ins Halbfinale gegen Alba Berlin war eine Riesenerfahrung. Dass wir soweit kommen, hatte keiner erwartet. Ich freue mich auf die weitere Zeit.

Das heißt, Sie bleiben am Standort Langen?

Das habe ich vor. Ich gehe in die elfte Klasse und will erstmal mein Abitur machen. Dann wird man sehen, was kommt. Ich kann mir vorstellen, ins Ausland zu gehen.

Welches Land schwebt Ihnen da vor?

Die USA sind natürlich reizvoll. Auch das europäische Ausland wie Spanien ist vom Basketball her interessant.

Klingt nach Profiambitionen…

Das kann ich mir durchaus vorstellen.

Sie wohnen in Roßdorf, pendeln aber fast täglich zu den Trainingseinheiten nach Langen. Bleibt da Zeit für andere Dinge?

Einen Tag in der Woche habe ich ja frei und hin und wieder mal ein freies Wochenende.

Wo müssen Sie sich noch verbessern?

Das ist sicher mein Dreipunktewurf. Aber daran arbeite ich mit Pia Dietrich (scheidende Baskets-Kapitänin). Vielleicht sieht man das ja auch schon bei der WM.

Sicheres Händchen: Mailien Rolf beim Sprungwurf

Das Gespräch führte Jörn Polzin

Alle Spiele der U17-WM (09.07-17.07) kann man unter folgendem Link anschauen:

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