Mit freundlicher Genehmigung der Offenbach-Post und Jörn Polzin veröffentlich wir einen Artikel vom 04.10.2023
Langen – Er ist der Dauerbrenner – bei der Reserve des TV Langen und an der Spitze der Korbschützenliste der 2. Basketball-Regionalliga: Weit mehr als 500 Spiele hat Niklas Butz, der als Zehnjähriger nach Langen kam, für die „Giraffen“ bestritten und bringt es in der noch jungen Saison auf den ligaweiten Topwert von 22,7 Punkten im Schnitt. Im Interview spricht der 33-Jährige über den gelungenen Saisonstart, den besonderen Zusammenhalt, Stärken und Schwächen sowie erfüllte Kindheitsträume.
Sie haben zuletzt mit 34 Punkten gegen die Frankfurter Eintracht ein Highlight gesetzt. Kommt das Ihrer Bestmarke nahe?
Es geht definitiv in die Richtung, mehr als 30 Punkte erzielt man ja nicht alle Tage. Highlight-Spiele sind und bleiben für mich aber vor allem Sensationssiege gegen Tabellenführer oder spätere Aufsteiger mit den eigenen Fans im Rücken. Da fallen mir die Spiele gegen Gießen, Makkabi, Limburg, Kronberg, Bensheim oder Idstein ein. Das sind Partien, in denen jeder Spieler über sich hinaus wächst und sich in den Dienst der Mannschaft stellt, um den vermeintlich besseren Gegner zu bezwingen.
Ihr Team belegt nach drei Siegen aus drei Spielen den zweiten Platz. Wie beurteilen Sie den Start?
Um ehrlich zu sein, kommt das für mich überraschend. Wir hatten eine sehr holprige Saisonvorbereitung und es deutete wenig auf so einen Start hin. Aber hier macht sich unsere Konstanz, die hohe Qualität im Kader und unsere ‘United We Stand’-Mentalität bemerkbar, die in der Liga ihres Gleichen sucht.
Immer wieder wird dieser besondere Team-Spirit hervorgehoben. Worauf basiert er und was hat es mit dem Slogan auf sich?
‘United We Stand’ begann als Spruch in unserer ersten Saison vor zwölf Jahren, den wir brüllten und auf Shirts druckten. Die Jahre haben gezeigt, dass die Mannschaft dieses Motto lebt. Wir gewinnen und verlieren gemeinsam, drehen verloren geglaubte Spiele, stehen als Team geschlossen zusammen. Besonders in der Verteidigung bekommen das unsere Gegner zu spüren. Nicht umsonst haben wir seit Jahren die beste Defensive der Liga. Und bei uns sind alle gleich: Coach, Kapitän, Starter, Bankspieler, Neulinge. Niemand steht über der Mannschaft.
Ist diese Einheit auch ein Grund dafür, dass Sie im Laufe der Jahre nie den Verein gewechselt haben?
Definitiv. Die Teamkollegen, dieser Zusammenhalt, der Spaß und die besondere Stimmung machen es einem sehr sehr schwer auch nur über einen Wechsel nachzudenken.
Und der Sprung in eine höhere Liga war und ist kein Thema? Wenn man sich Ihre Werte über all die Jahre anschaut, wäre das drin…
Ich habe als 19-Jähriger den Sprung aus der Jugend zu den 1. Herren geschafft, drei Saisons in der Pro A gespielt und mir einen Kindheitstraum erfüllt. Aber für eine verantwortungsvolle Rolle hat es nicht gelangt. Bei den 2. Herren habe ich eine Führungsrolle einnehmen können und bin mit meinen engsten Freunden in die 2. Regionalliga aufgestiegen. Mittlerweile stehe ich wohl im Spätherbst meiner Karriere und verbringe meine Zeit als Basketballer gerne und bis zum Schluss mit den 2. Herren.
Wie würden Sie ihre Spielweise, Stärken und Schwächen beschreiben?
Ich kann alles, aber nichts richtig gut (lacht). Im Ernst, meine mangelnde Athletik und die fehlende Spezialfähigkeit versuche ich mit meinem Basketball-IQ wettzumachen. So schaue ich mir meinen Gegner und die Situation genau an, um einen Vorteil für mich zu finden und diesen auch auszunutzen. Größere Spieler locke ich eher nach draußen und verwickele sie im Zusammenspiel mit Mirco Palazzo in Duelle. Gegen kleinere Spieler gehe ich gerne unter den Korb, suche den Kontakt und lasse mich dann von den Mitspielern ‘füttern’.
Wie lange wollen Sie noch Basketballspielen und wie lässt sich der Sport im Alltag mit Ihrer beruflichen und privaten Situation verbinden?
Ich möchte noch so lange spielen, wie mein Körper es zulässt. Obwohl ich erst 33 Jahre alt bin, wage ich es aber zu bezweifeln, dass es für 2000 Spiele im TVL-Trikot wie bei Rainer Greunke reicht. Mittlerweile wohne ich in Hanau mit meiner Frau und meinem dreijährigen Sohn. Dank Homeoffice lässt sich Job, Familie und die Fahrerei nach Langen ins Training noch alles unter einen Hut bringen.
Am Samstag (15 Uhr) steht das Gastspiel bei den BBA Giessen 46ers an. Mit welchen Erwartungen treten Sie die Fahrt nach Mittelhessen an?
Ich kann zu Gießen wenig sagen und muss gestehen, dass ich mich auf so einen Gegner freue, gegen den man nicht schon x-mal gespielt hat. Da muss man hellwach ins Spiel gehen und sich im Verlauf der Begegnung einstellen und anpassen. So oder so wollen wir den makellosen Saisonstart fortführen.
Das Gespräch führte Jörn Polzin