Wir danken der Offenbach-Post und Jörn Polzin für die Genehmigung der Wiederveröffentlichung des Artikels vom 07.08.2024
Die Rhein-Main Baskets starten mit dem Derby gegen Mainz in die kommenden Zweitliga-Saison. Abgänge und Ausfälle sollen intern aufgefangen werden.
Langen – Eine „packende Reise durch die Nord- und Südstaffel“, verspricht die Saison in der 2. Basketball-Bundesliga der Frauen zu werden. So jedenfalls der Wortlaut bei der Präsentation des Spielplans. Start: 28. September. An Bord: 24 Mannschaften, darunter vier Aufsteiger, Titelverteidiger Rotenburg und als Dauerbrenner im Unterhaus, die Rhein-Main Baskets.
Trainer Saymon Engler, der in seine vierte Saison mit der Spielgemeinschaft aus Langen und Hofheim geht, muss erneut einen Umbruch moderieren. Vor allem der Abgang von Mailien Rolf, die an der Universität von Arizona studieren und für die Wildcats auflaufen wird, wiegt schwer. „Sie ist eine Ausnahmespielerin, die man vielleicht alle zehn Jahre mal bekommt“, sagt Engler. „Ich bin gespannt, wie sie sich in den USA schlagen wird.“
Den Schritt der U20-Nationalspielerin hält er für richtig und alternativlos. „Ich habe sie ermutigt, nach ihrem Abitur diese Chance wahrzunehmen“, verrät der Trainer, der die Rhein-Main Baskets als Ausbildungsverein sieht, als Sprungbrett für ambitionierte Talente. „Dafür machen wir es doch und wollen hier niemanden festhalten.“
Auch in Kauf nehmend, dass sich dadurch schwer bis kaum zu schließende Lücken auftun. Denn die 19-jährige Rolf glänzte nicht nur als Spielmacherin, sie zählte zu den reboundstärksten Spielerinnen im Team, mit Jasmin Weyell, die den Klub gen Hamburg verlassen hat. Auch Imena Aruna orientieren sich neu, was bedeutet, dass dem ohnehin jungen Team neben Körperlichkeit auch weitere Erfahrung verloren geht.
„Auf den großen Positionen müssen wir schauen, wie wir das kompensieren können“, sagt Engler. Zumal offen ist, ob und wann er wieder mit Paula Süssmann und Svenja Greunke planen kann. Die an Rückenbeschwerden leidende Greunke hofft, eine Operation umgehen zu können. „Ansonsten heißt es Geduld haben und sich auf anderen Wegen fit halten“, betont die Ex-Nationalspielerin.
Süssmann absolviert ihr Examen zur Physiotherapeutin, hält sich noch offen, wie sich Beruf und Sport in Einklang bringen lassen. „Wenn das mit ihren Arbeitszeiten hinhaut, würde sie gerne wieder bei uns spielen“, sagt Engler. Zumindest gesundheitlich steht einer Rückkehr der von Verletzungen und Krankheiten gebeutelten Centerin nichts mehr im Wege.
Den Abgängen, Ausfällen und Fragezeichen steht eine große Hoffnung gegenüber: Dass die Talente ihre Chance nutzen. Denn auf externe Zugänge will Engler verzichten. „Ich freue mich mit einer Truppe an den Start zu gehen, in der ich die Mädels länger kenne. Man kann mich da etwas naiv nennen und natürlich muss man sehen, ob das so funktioniert, aber für mich zählt, dass unsere fleißigen Talente ihre Einsatzzeiten bekommen. Sie werden eine größere Rolle einnehmen“, betont der Coach.
Gemeint sind Akosua Ahmed, Marlen Weber, Johanna Kirchner, Juli Clausen, die defensivstarke Anna Mihaleszko oder Antonia Schütze, die in der vergangenen Spielzeit ihre ersten Minuten und Punkte sammelte: „Von Antonia erwarte ich einiges, sie macht sich richtig gut“, sagt Engler über die Flügelspielerin. Aus der U18 stoßen Jennifer Reitz und Wiebke Fellenberg zum Kader.
Allesamt Talente, die an der Seite der gestandenen Jule Seegräber, Monika Wotzlaw oder Monika Crnjac reifen können. Engler weiß, dass das nicht von heute auf morgen geht, will die Erwartungen nicht zu hochhängen. An der Tabellenspitze sieht er Heidelberg, Wasserburg oder Bad Homburg. „Wir zählen sicher nicht zu den Top-Teams. Ein Platz im Mittelfeld wäre prima, mit Tuchfühlung nach oben umso schöner.“
Wobei der Fokus den Top 8 gilt, die sich für die Play-offs qualifizieren. Diese gehen mit einer Neuerung einher: Halbfinalspiele, Finale und Spiel um Platz drei werden in Form eines Turniers ausgetragen, in dem die sportlichen Aufsteiger ermittelt werden.
Über Stärken und Schwächen der Konkurrenz wird sich Engler noch ein genaueres Bild machen. Beschnuppern kann man sich schon mal bei Testspielen, unter anderem gegen Bad Homburg und den MTV Stuttgart, der durch den Rückzug der München Baskets die Liga gehalten hat. So bleibt den Rhein-Main Baskets immerhin eine dritte Reise – neben Wasserburg und Aufsteiger München-Ost – in den tiefen Süden erspart. Los geht’s aber mit einem Heimspiel-Doppelpack, zunächst am Samstag, 28. September, gegen den alten Rivalen aus Mainz.
Der Kader: Akosua Ahmed, Marlen Weber, Johanna Kirchner, Juli Clausen, Antonia Schütze, Jule Seegräber, Monika Wotzlaw, Monika Crnjac, Jennifer Reitz, Wiebke Fellenberg, Anna Mihaleszko, Emma Torney, Carina Müller, Iria Moure
Von Jörn Polzin