Bad Homburg – Seit Montag haben die Basketballerinnen der Homburger TG (HTG) viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Um ihren Trainer zu besuchen, der im Universitätsklinikum Frankfurt um sein Leben kämpfte. Um dessen Frau Valbona und die nahen Familienangehörigen zu unterstützen, die aus der Heimat im Kosovo und anderen europäischen Ländern nach Frankfurt ans Krankenbett geeilt waren.

Stand:21.12.2023, 12:04 Uhr  Von: Thorsten Remsperger

Erstveröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse: Die Falcons Bad Homburg trauern um ihren Trainer (fnp.de)

Am Mittwochvormittag dann hat Illmen Bajra den Kampf verloren. Der Basketball-Coach ist im Alter von nur 32 Jahren verstorben.

Fassungslos und voller Trauer haben seine Spielerinnen, mit denen er in der Zweitliga-Mannschaft der Falcons so viele Erfolge gefeiert hat, und die Verantwortlichen der HTG die Nachricht aufgenommen. „Sein unbegreifbarer Tod bestürzt uns alle. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie“, schreibt der Verein auf der Facebook-Seite der Mannschaft. Als Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität hat die Basketball-Abteilung bis Freitag alle Trainingseinheiten abgesagt.

Am Dienstag vergangener Woche war Illmen Bajra angeschlagen in der Sporthalle des Primodeus-Parks erschienen. Stark erkältet, wie er selbst vermutete. Seiner Pflicht als Trainer des Zweitliga-Tabellenführers wollte er dennoch nachkommen. Schließlich sollte seine Mannschaft optimal vorbereitet in das prestigeträchtige Derby gegen die Rhein-Main Baskets am Sonntag gehen.

Niemand konnte die Gefahr erahnen

Auch die Trainingseinheit am Mittwoch leitete Bajra. Fachkompetent, einfühlsam, auf Englisch, in bewährter Manier. „Er hat sich extra eine Maske angezogen, wollte keine Spielerin anstecken“, erzählt Team-Managerin Liz Rhein. Niemand konnte auch nur im Entferntesten ahnen, was sich in den kommenden Tagen zutragen würde.

Im Abschlusstraining am Freitag fehlte Illmen Bajra dann, sein Assistenztrainer Nils Wehdemeier leitete die Einheit. Da sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, suchte der Chefcoach am Samstag die Hochtaunuskliniken in Bad Homburg auf, um sich behandeln zu lassen. Noch am selben Tag wurde Bajra in die Frankfurter Uni-Klinik verlegt. Die Ärzte rätselten, sein Zustand wurde kritisch, er musste auf der Intensivstation behandelt werden, wurde schließlich mehrfach operiert.

Bestürzt ersuchte der Verein am Sonntag eine kurzfristige Absage für das Punktspiel, Ligaleitung und Gegner stimmten einer Spielverlegung zu. Kurze Zeit später wurde Illmen Bajra in ein künstliches Koma versetzt. Keine 72 Stunden später starb er an einer Sepsis, die Ärzte vermuten eine Infektion durch Streptokokken.

„Illmen gehört bei uns zur Familie, er und seine Frau sind ganz liebe Menschen. Er hatte noch so viel vor“, sagt Liz Rhein.

Der im kosovarischen Prizren geborene Basketballtrainer war mit seiner Frau 2022 nach Deutschland gekommen. Team-Managerin Rhein wurde auf das Trainertalent mit internationaler Lizenz aufmerksam. Bajra hatte schon Stationen im professionellen kosovarischen Vereinsbasketball hinter sich und zum Trainerteam der U 18-Mädchenauswahl seines Heimatlandes gezählt.

Zur Saison 2022/23 verpflichtete die HTG Bajra, der sein Team nach einer durchwachsenen Saison noch in die Play-off-Runde führte. In dieser Saison machte sich die kontinuierlich gute Arbeit des jungen hauptamtlichen Trainers bemerkbar, der auch im Jugendbereich der HTG im Einsatz war: Die Falcons führen die Tabelle der 2. Bundesliga Süd mit neun Siegen aus zehn Begegnungen an, schieden kürzlich im deutschen Pokalwettbewerb erst im Achtelfinale gegen den Erstligisten Nördlingen aus. Unter den Spielerinnen ist der Glauben gewachsen, ein ähnliches Kunststück wie 2022 zu vollbringen, als die Falcons erstmals die Zweitliga-Meisterschaft errungen hatten.

Am Mittwoch dachte niemand an Sport. In Gedanken waren alle Spielerinnen und Vereinsvertreter bei Illmen Bajra und seiner Frau Valbona, mit der er in Bad Homburg lebte. Die Mannschaft traf sich mit ihr am Abend nochmals im Haus der Familie Rhein.

Wenn sich die Falcons am 2. Januar wieder im Training sehen, wird der junge Co-Trainer Nils Wehdemeier die Nachfolge übernehmen. Der Frankfurter arbeitete mit Bajra eng zusammen. „Er wird die Arbeit in seinem Sinne fortführen. Wir ändern nichts“, sagt Liz Rhein. Eine Saisonfortsetzung – schon am 7. Januar steht das nächste Spiel in Würzburg an – wäre im Sinne des Verstorbenen gewesen, da ist man sich bei den Falcons sicher. „Illmen würde auf jeden Fall wollen, dass wir weitermachen.“

Spendenaktion ins Leben gerufen

Da seine Familie muslimischen Glaubens ist, wird der Leichnam schon bald zur Beisetzung in die kosovarische Heimat überführt. Das kostet viel Geld. Für Bajras Ehefrau Valbona hat die Basketball-Abteilung der HTG deshalb spontan eine Spendenaktion gestartet. Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Facebook-Seite der Falcons und auf der Webseite www.basketball.htg-badhomburg.de.

 

Wir danken der FNP und Autor Thorsten Remsperger für die freundliche Genehmigung zur Wiederveröffentlichung

Die Familie der Rhein-Main Basket teilt die Trauer der Bad Homburger Basketball-Familie um den plötzlichen, unfassbaren und schmerzhaften Verlust ihres Basketball-Trainers Illmen Bajra und die Trauer seiner Frau und seiner Familie.

Wir werden in Gedanken bei ihnen sein.

Für die Rhein-Main Baskets

Silke Dietrich, Pia Dietrich, Saymon Engler