Vielen Dank an die Offenbach Post und Jörn Polzin für die Genehmigung der Wiederveröffentlichung des Artikels vom 02.05.25 im Lokalsport.

Aus Spielgemeinschaft könnte in der Regionalliga wieder TV Langen werden

Langen – Silke Dietrich ist urlaubsreif. Nächste Woche will sie den Alltag mal hinter sich lassen, abschalten, auf andere Gedanken kommen. Ganz so einfach wird der Präsidentin der Rhein-Main Baskets das nicht fallen. Zu präsent sind noch die Eindrücke vom Abstiegskrimi, der für die Basketballerinnen mit dem Zweitliga-K.o. endete. Und natürlich beschäftigt sie die Zukunftsfrage. Was passiert mit der Spielgemeinschaft aus Langen und Hofheim nach dem erstmaligen Abstieg in die Regionalliga seit der Gründung 2008? „Wir strecken unsere Fühler in jede Richtung aus“, betont Dietrich. Erst einmal müsse sich die Enttäuschung legen, dieses Gefühlschaos der vergangenen Wochen zwischen Abstiegssorgen und Hoffnungsschimmern. Eines steht für die einstige Nationalspielerin und langjährige Funktionärin aber fest: „Es wird weitergehen und falls wir runtermüssen und keine Wildcard bekommen, wollen wir so schnell wie möglich wieder hoch.“

Miteinander statt Konkurrenzdenken

Zurück auf die Bundesliga-Bühne, auf der sich der Vizemeister von 2013 so lange präsentieren durfte, zu den Top-Adressen des deutschen Damen-Basketballs reifte. Das galt allerdings für die erste Mannschaft, die der Verein 2015 nach einem personellen Aderlass zurückzog. Seitdem bildete die aus dem TV Langen hervorgegangene Reserve in der 2. Liga das Gesicht der Baskets – bis zum vergangenen Samstag. Für Dietrich im Rückblick nicht nur ein Umbruch, sondern wegweisend für die künftige Ausrichtung. „Natürlich müssen wir uns noch mit der Satzung der RMB auseinandersetzen. Aber es wäre denkbar, wieder als TV Langen in der Regionalliga aufzulaufen.“
Was die Gemengelage so speziell macht: Mit dem TV Hofheim stellt bereits der Kooperationspartner eine Mannschaft in dieser Klasse, in der viele Baskets-Talente auflaufen. Hinzu kommt Langens Oberligateam, das knapp den Aufstieg verpasst hatte. Ein Interessenskonflikt oder eine Konkurrenzsituation sieht Dietrich nicht, vielmehr ein Mit- und Nebeneinander als Gegeneinander. „Natürlich wären Langen und Hofheim in einer Liga auch Gegner, aber uns würde das gemeinsame Ziel verbinden, mit einer Mannschaft wieder hochzukommen“, betont die Baskets-Präsidentin. Also „gesund schrumpfen“ in der Regionalliga, um dann in der Zweitklassigkeit „wieder die Baskets zu sein“.

Viel Zukunftsmusik und Klärungsbedarf

Vieles, auch die Besetzung des Trainerpostens, sei noch Zukunftsmusik, dem einige Gespräche vorausgehen müssen und werden. Mit der Liga, mit der Hofheimer Seite, aber auch unter den Spielerinnen, die sich auf die zwei Teams verteilen müssten. Falls sie denn am Standort bleiben. Die eine oder andere Abiturientin zieht es erstmal ins Ausland. Apropos Ausland: Obwohl die „Jugendarbeit unser Grundstock bleiben wird“, schließt Dietrich externe Verstärkungen nicht aus. Die jüngsten Erfahrungen hätten aber gezeigt, wie knifflig solche Verpflichtungen sein können.

Wobei die Präsidentin den Begriff „Verpflichtung“ in Zusammenhang mit den Baskets falsch verortet sieht. Stichwort Finanzen. „Wir können keine Spielerin in diesem Sinne verpflichten. Bei uns geht es nicht ums Geld verdienen, sondern um die Sache“, betont die 63-Jährige, die auf weiche Faktoren setzt. Etwa die Vermittlung von Jobs oder Studium. „Da helfen wir gerne“. Grundsätzlich bedeute ein solcher Wechsel einen größeren bürokratischen Aufwand, wie Arbeitserlaubnis oder Unterkunft. So endete auch die Suche nach Verstärkungen im Januar ohne Erfolg. Unzählige Videos von Spielerinnen hätten sie und Trainer Saymon Engler gesichtet, um der im Abwärtsstrudel befindlichen Mannschaft noch Qualität zuzufügen. Was sie sahen, überzeugte sie zumeist nicht. Zwei Kandidatinnen sagten ab. „Wir müssen das Gefühl haben, dass uns die Spielerin wirklich besser macht, wenn sie das nicht tut, unseren Talenten aber Spielzeit wegnehmen würde, hilft uns das nicht“, begründet Dietrich den Verzicht.
Bis Ende Mai soll Klarheit bestehen.

Den Absturz führt die Baskets-Präsidentin neben den Abgängen von Schlüsselspielerinnen wie Mailien Rolf und Jasmin Weyell sowie der Unerfahrenheit des Teams auf eine große Portion Pech zurück. „Wir haben stark angefangen, aber mit Jule Seegräbers Verletzung ist uns der Dreh- und Angelpunkt weggefallen. Dazu konnten wir sehr lange nicht auf Paula Süßmann und Svenja Greunke zurückgreifen. Monika Crnjac ist uns mit ihrer Operation mehrere Monate ausgefallen. Da kam schon einiges zusammen. Und das hat den Druck auf die Mannschaft erhöht“, meint die Präsidentin, die sich bis Ende Mai Klarheit über die interne Ausrichtung erhofft. Ob sich noch ein Hintertürchen in der 2. Liga öffnet, dürfte aber erst später feststehen. „Wir halten die Ohren offen und machen uns keinen Kopf“, betont Silke Dietrich.

Immerhin: Die Rhein-Main Baskets werden so oder so auch in der neuen Saison weiter vertreten sein – in der U18-Bundesliga (WNBL).