Mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post und Jörn Polzin

Die U18 der Rhein-Main Baskets nimmt zum vierten Mal am Finalturnier teil, diesmal als Ausrichter – in Hofheim. Trainer Rolf Weidemann spricht im Interview über die Besonderheiten und die Ziele.

Langen, 27.04.23 – Alles ist angerichtet für die große Premiere: Am Wochenende spielt die U18 der Rhein-Main Baskets in Hofheim um die deutsche Basketball-Meisterschaft. Im Finalturnier der besten vier Mannschaften rechnen sich die Gastgeberinnen einiges aus. Trainer Rolf Weidemann (60) spricht im Interview über die umfangreiche Organisation, Stärken und Erfolgschancen seines Teams und was der Meistertitel für ihn persönlich bedeuten würde.

Herr Weidemann, der große Tag rückt näher. Am Samstag beginnt das Turnier in Hofheim mit den Halbfinalspielen. Wie laufen die Vorbereitungen?

Die laufen auf Hochtouren (lacht). Auf der Ausrichtung einer deutschen U18-Meisterschaft liegt ein anderer Fokus seitens des Deutschen Basketball Bundes (DBB). Da gibt es neben der sportlichen Vorbereitung ein großes Drumherum. Wir sind mit unserem Team aber top organisiert und voller Vorfreude.

Was muss ein Ausrichter alles berücksichtigen?

Da gibt es einen umfassenden Aufgabenkatalog vom DBB, der uns aber auch gut unterstützt. Wir müssen Trainingszeiten für alle Teams organisieren, haben nebenbei noch einen Trainer-Lehrgang in Hofheim. Dazu müssen Tickets, Programmheft, Live-Übertragung, Hallensprecher und ein VIP-Raum organisiert werden, Online-Scouting, Sanitäter, Sicherheitspersonal und Pressebereich. Ein besonderes Highlight wird auch die live gesungene Nationalhymne – natürlich nicht von mir. Keine Sorge (lacht).

Rolf Weidemann, Trainer der Baskets-U18. © p

Da kommt ja einiges zusammen. Wie viele Helfer sind im Einsatz?

Das liest sich jetzt sehr viel, aber die Umsetzung ist halb so wild. Wir sind mit etwa 20 Leuten beschäftigt, das sind Eltern oder Helfer aus dem Verein. Die kümmern sich auch um die Einlasskontrollen und Verpflegung. Bei den U16-Titelkämpfen haben wir einfach einen Grill hingestellt und gut war es. Das ist jetzt etwas anderes (lacht).

Mit wie vielen Zuschauern rechnen Sie in Hofheim?

Wir haben viele Anfragen, 300 dürften es sicher sein. Da war das Osterturnier in Wien mit knapp 500 Zuschauern eine gute Vorbereitung. So eine Kulisse kann sich auf die Spielerinnen auswirken.

Was trauen Sie Ihrer Mannschaft denn zu?

Wir sind jetzt das vierte Mal beim Finalturnier der WNBL dabei, nimmt man das Finale dazu, als es die Liga in der Form noch nicht gab, ist es das fünfte Mal. Wir waren einmal Vierter, zweimal Dritter und einmal Zweiter. Eine Platzierung fehlt also noch in der Sammlung (lacht).

Damit wäre die perfekte Saison mit dann 18 Siegen aus 18 Spielen vollendet. Was macht die Baskets so stark und hebt sie von anderen Jahrgängen oder Teams ab?

Wir hatten auch vorher starke Jahrgänge, was die Platzierungen zeigen. Das aktuelle Team ist vor allem sehr ausgeglichen. Wir können sehr viel durchwechseln, damit das Tempo und den Druck hochhalten. Das resultiert dann häufig in Ballverlusten des Gegners. Wir haben keine Spielerin wie München, die 28 Punkte im Schnitt erzielt, aber sind breiter aufgestellt und weniger abhängig.

Mailien Rolf führt mit knapp 15 Punkten im Schnitt die interne Liste an. Wie wichtig ist sie für die Mannschaft und auf wen kommt es noch an?

Mailien ist eine Stütze, bei uns, den Zweitliga-Damen und der Nationalmannschaft. Das sagt eigentlich alles. Ihr ist noch viel zuzutrauen und ich glaube, die Erfahrungen in der WNBL helfen ihr sehr weiter. Aber dank der Ausgeglichenheit ist es uns gelungen, selbst erfolgreich zu sein, wenn sie mal gefehlt hat. Es wird auf alle Spielerinnen ankommen, die glücklicherweise auch alle fit sind.

Wie bewerten Sie generell die Perspektive im weiblichen Nachwuchsbereich?

Wenn eine Kooperation wie bei den Baskets jetzt schon 15 Jahre besteht und Talente hervorbringt, zeigt es, dass wir einiges richtig machen. Ich sehe das nicht nur auf Hofheim und Langen begrenzt. Wir haben auch Spielerinnen aus Roßdorf oder Frankfurt bei uns. Ein großer Vorteil liegt sicher darin, dass sich die Spielerinnen schon aus dem Verein oder Hessenkader kennen. Sie fühlen sich hier wohl und haben die Perspektive, mal bei den Damen in der 2. Liga zu spielen.

Sie sind seit mehr als vier Jahrzehnten als Trainer im Basketball tätig. Was würde dieser U18-Titel für Sie persönlich bedeuten?

Der würde mich natürlich sehr freuen und wäre eine Bestätigung für unser Projekt, aber vor allem auch für die Spielerinnen. Sie nehmen das mit, wenn sie aus der Jugend in den Aktivenbereich kommen. Ich nehme als Trainer wieder einen neuen Anlauf.

Wie viele Anläufe werden es noch bei Ihnen?

Ich bin 60 Jahre alt, da kommen noch ein paar Jährchen dazu. Wenn man täglich mit den Mädels arbeitet, ist das wie ein Jungbrunnen. Ich mache den Job sehr gerne und komme nie schlecht gelaunt nach Hause. Eines darf man nicht vergessen. Die Mädels kommen freiwillig zu uns. Das ist nicht so, wie schon mal in der Schule (lacht).

Das Gespräch führte Jörn Polzin

Vom Papier her in der Favoritenrolle

Neben den Rhein-Main Baskets spielen der MTV München, die TG Neuss Junior Tigers und TuS Lichterfelde um die deutsche Meisterschaft. Die Gastgeberinnen gehen dabei als einziger und dazu noch ungeschlagener Gruppensieger ins Rennen. „Die Gegner sind schwierig einzuschätzen, haben aber alle in der Saison mal Federn lassen“, sagt Trainer Rolf Weidemann. Im Halbfinale trifft sein Team am Samstag (16:00 Uhr) auf Neuss, gefolgt (18:30Uhr) vom Duell zwischen Lichterfelde und München. Das Spiel um Platz drei ist für Sonntag, 11 Uhr, angesetzt, das Finale steigt um 13.30 Uhr. Alle Begegnungen der Finalrunde werden in der Hofheimer Brühlwiesenhalle ausgetragen. (jp)

Originalveröffentlichung in der Offenbach Post vom 27.04.2023

Rhein-Main Baskets U18: „Platz eins fehlt noch in der Sammlung“ (op-online.de)