Es hat eine Weile gedauert, bis die Rhein-Main Baskets in der wechselhaften Hinrunde auf Betriebstemperatur gekommen sind. Auf fünf Niederlagen und dem Absturz ans Tabellenende folgten sechs Siege und der Sprung ins Verfolgerfeld der 2. Basketball-Bundesliga. Im Interview vor der kurzen Weihnachtspause spricht Trainer Saymon Engler über eine haarige Wette, großes Verletzungspech, Höhepunkte sowie Enttäuschungen und wer ihn überrascht hat.
Sind Sie urlaubsreif nach dieser Achterbahnfahrt seit Saisonbeginn?
Ja, so kann man es sagen, wobei ich ja immer gern in Sachen Basketball auf Achse bin. Aber die kleine Pause tut schon ganz gut. Die Liga hat ja aus der vergangenen Corona-Saison gelernt und das eine oder andere spielfreie Wochenende für mögliche Nachholspiele freigehalten. Auch, um die Spiele unter der Woche zu vermeiden. Da wir davon nicht betroffen sind, können wir durchschnaufen.
Wie lange?
Zwischen den Jahren werden wir individuell etwas machen und im neuen Jahr dann wieder voll einsteigen. Schließlich steht am 7. Januar schon das Liga-Spiel gegen Wasserburg an. Als Einstimmung darauf ist ein Testspiel gegen Bad Homburg geplant. Da wollen wir bisschen was ausprobieren und uns mit einem starken Zweitligisten aus der Nord-Gruppe messen.
Die guten Vorsätze fürs neue Jahr sollten vor allem Gesundheit sein mit Blick auf den Saisonstart, oder?
Ja, da haben wir wirklich alles mitgenommen. Verletzungen, Krankheit, Corona. Manches sogar gleich im Doppelpack. Dass Pia Dietrich nach ihrem Rücktritt für ein Spiel eingesprungen ist und wir drei Spielerinnen des Jahrgangs 2005 gemeldet haben, sagt schon vieles aus.
Machen Sie die fünf Niederlagen zum Auftakt nur am Verletzungspech fest?
Zum größten Teil schon. Man hat ja gesehen, dass es deutlich besser lief, als gerade unsere Stammkräfte wieder einsatzfähig waren. Wir mussten teilweise drei, vier Spielerinnen aus der ersten Fünf ersetzen. Das trifft uns und die anderen dünner besetzten Teams hart.
Welche?
Die Defensive war teilweise zu lasch. Im Angriff haben wir zu lange gebraucht, um abzuschließen. Hier noch ein Pass und da noch ein Pass. Da wollten wir es manchmal zu schön machen. Aber das haben wir mit der Zeit ganz gut in den Griff gekommen.
Und sechs Siege in Serie folgen lassen. Was war dabei für Sie der Höhepunkt?
Das 73:50 gegen Bamberg. Natürlich wegen dem überraschend deutlichen Sieg, genauso aber, weil ich da die Einsatzzeiten am besten verteilen konnte. Mein Ziel ist es immer, möglichst alle Spielerinnen spielen zu lassen. Da kommt noch der Jugendtrainer in mir durch (lacht). Aber die Mädels rechtfertigen auch das große Vertrauen, das ich in sie stecke.
Und die größte Enttäuschung bislang?
In der Liga gibt es nur zwei, drei Mannschaften, die sorgloser damit umgehen können. Aber neben den Ausfällen gibt es auch ein paar spielerische Themen, die mit reingespielt haben.
Das Spiel in Speyer hat mir eine schlaflose Nacht beschert. Wir mussten dort stark ersatzgeschwächt antreten, Svenja Greunke war nicht fit, Pia Dietrich hat ausgeholfen und ein paar Talente, die zum ersten Mal dabei waren. Trotzdem hätten wir dort gewinnen müssen. Der Gegner hat uns viel Platz gelassen, aber wir waren davon offenbar überrascht und verunsichert und haben zu viele Chancen liegengelassen. Auch die Niederlage in Ludwigsburg tat weh.
Sie sprechen immer gern über die Entwicklung der Spielerinnen. Wer hat den größten Sprung gemacht?
Da würde ich zwei nennen. Mailien Rolf und Monika Crnjac. Mailien hat sich sehr gesteigert, ist konstanter geworden. Verteidigen und Rebounds holen konnte sie schon vorher. Aber sie agiert deutlich bedachter im Angriff, kreiert Möglichkeiten und nutzt sie auch. Auch wenn der eine oder andere Korbleger noch daneben geht (lacht). Monika hat sich der Spielweise und Härte in der 2. Liga angepasst. Manchmal sind die Abschlüsse wild, aber sie traut sich etwas zu und verteidigt mit Svenja Greunke gut den Korb. Da hat sie viel dazugelernt.
Aktuell stehen die Baskets auf Platz fünf, punktgleich mit Rang drei. Was ist das Ziel für die Rückrunde?
Wir wollen mehr Spiele gewinnen als verlieren und die Play-downs vermeiden. Das ist das primäre Ziel. Wir formulieren keine Aufstiegsambitionen, aber würden schon gerne im oberen Drittel mitmischen, dort anklopfen. Auch wenn ich dann meinen Wetteinsatz einlösen müsste.
Der da wäre?
Ich hatte vor der Saison den Mädels versprochen, dass ich mir die Haare färbe, wenn wir es in die Play-offs schaffen. Da dachte ich noch, dass nur die besten Vier die Play-offs erreichen. Dass es acht sind, habe ich erst später in der Ausschreibung gelesen. Da muss ich jetzt wohl durch.
Welche Farbe ist für die Haarpracht angedacht?
Da haben sich die Mädels schon festgelegt. Orange – wie die Baskets.
Das Gespräch führte Jörn Polzin
Wir danke Jörn Polzin und der Offenbach Post für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung auf unserer Homepageseite. Die Originalveröffentlichung finden sie hier:
Für Baskets-Coach Engler zählen Siege wie Einsatzzeiten (op-online.de)